Rezan ist Lahats Vorbild

Vorbild zu sein, fühlt sich gut an.

Chrom blitzt und funkelt überall. Wir sind im Allerheiligsten des Mercedes-Benz Museums: Die Abteilung mit hochmotorisierten AMG-Sportfahrzeugen. Obwohl ich diese tollen Fahrzeuge schon so oft gesehen habe, verschlägt es mir bei ihrem Anblick immer wieder die Sprache. Lehat strahlt mich an und flüstert mir ganz ehrfürchtig zu: „So schnell kann ein AMG Concept-Car fahren? Mega cool!“ Wir fachsimpeln wozu so ein Heckdiffusor gut ist, zeigen uns gegenseitig unsere Lieblingsautos und haben einen Nachmittag so richtig Spaß.

Vorbild sein zeigt Wirkung.

Lehat ist neun Jahre alt. Er besucht die Altenburgschule in Bad Cannstatt. Wir sind Teil des KinderHelden Projekts “Ich kann’s!”. Seit einem halben Jahr treffe ich mich wöchentlich mit ihm, weil er sich schulisch wenig zutraut und Unterstützung im Fach Deutsch und beim Lesen braucht. Ihm fehlt oft das Leseverständnis. Das ist nicht verwunderlich. Seine Eltern sind aus dem Irak geflüchtet und zu Hause wird kein Deutsch gesprochen.

Wir ticken ähnlich. Das zeigt sich einerseits bei unseren Hobbys: Fußball und schnelle Autos. Andererseits verbinden uns aber auch ähnliche Umgebungsbedingungen. Ich kam mit fünf Jahren aus dem Kosovo nach Deutschland. Lehats Familie musste die Heimat im Irak verlassen. Wir beide sind es gewohnt, in zwei Welten zu leben. Da ist es nicht leicht, die Kultur der Heimat zu bewahren und sich gleichzeitig als ein wertvolles Mitglied der deutschen Gesellschaft zu integrieren. Daher ist es mir auch total wichtig, Lehat zu vermitteln, dass ihm in Deutschland die Zukunft mit guter Schulbildung und Einsatzbereitschaft offen steht. Ich möchte ihn fördern und fordern. Toll dabei ist, dass seine Eltern für mein Engagement sehr dankbar sind und es vorbildlich nach Kräften unterstützen.

Das bringt mir mein Ehrenamt?

Zwischen Lehat und mir hat sich eine richtige Freundschaft entwickelt. Er schaut zu mir auf. Ich bin zu seinem Vorbild geworden. Meine Arbeit als Berechnungsingenieur bei der Mercedes Benz Group ist super spannend, aber auch abstrakt und technisch. Diese Stunden beim Tandemtreffen sind genau das Gegenteil. Lebendig, witzig, erholsam. Für mich ist es ein gutes Gefühl, einen Beitrag für mehr Bildungsgerechtigkeit zu leisten und gleichzeitig richtig Spaß zu haben.

So sehen unsere Treffen aus.

Meistens treffen wir uns nach dem Nachmittagsunterricht in der Schule. Wir starten mit schulischen Dingen, die so anliegen. Lesen üben, Hausaufgaben machen, Vorbereitung für Tests oder Konzentrationsübungen. Lehat ist ein intelligenter und höflicher Junge. Es imponiert mir, dass er immer motiviert ist und lernen will. Aber nach einer Stunde hat auch seine Aufmerksamkeitsspanne ein Ende und wir spielen zur Belohnung Fußball. Da komme ich dann ins Staunen. Auf dem Fußballplatz geht der schüchterne Kerl voll aus sich raus, ist unerschrocken und vertraut auf seine Dribbel-Künste. Mein Ziel ist es, dass Lehat diese Sicherheit auch in den Bereich Schule und Lernen überträgt. Ich möchte ihm Mut zusprechen, Sicherheit geben und versuchen, durch positive Erlebnisse sein Selbstvertrauen zu stärken. Deshalb unterhalten wir uns viel und machen unterschiedliche Entdeckungsreisen in Stuttgart. Wir waren schon im Löwentormuseum, im Streichelzoo im Killesbergpark beim Tiere füttern und natürlich in der Stadtbücherei.

Du siehst den Fortschritt des Kindes. Ganz ohne Vorwarnung!

Es sind eben diese von außen betrachtet wahrscheinlich kleinen Momente, die mich bei meinem Ehrenamt mit großer Freude erfüllen. Einen davon konnte ich bei dem Sommerfest miterleben. Dort gab es die Möglichkeit sich als Tandem gemeinsam im Hochseilgarten zu beweisen. Lahat war zuvor noch nie geklettert, er hatte Höhenangst und war super aufgeregt. Unsicher stand er im Klettergeschirr mitten auf einem Balken und traute sich nicht weiter. „Glaub mir, wir sind sicher. Vertraue mir“, munterte ich ihn von der anderen Seite auf. Und das tat er dann auch. Lehat vertraute mir und viel wichtiger, er vertraute sich selbst. Schritt für Schritt kam er zu mir und grinste dann von einem Ohr zum anderen: „Rrezan, ich hab es wirklich geschafft.“ Eine wunderbare und schöne Erinnerung, die wir beide teilen. Mittlerweile sehe ich zunehmend kleine und große Fortschritte in Lehats schulischer und persönlicher Entwicklung. Ich erlebe, wie er sich beim Lesen und im Textverständnis verbessert. Freude am Lesen gewinnt. Wie er zunehmend offener wird, sich traut in der Schule zu fragen, wenn er etwas nicht verstanden hat. Ich bin sehr stolz auf seine Fortschritte und bin gespannt, was in Zukunft noch so alles in ihm steckt.

Voller neuer Eindrücke belohnen wir uns nach der Ausstellung im Mercedes-Benz Museum mit einem Eis. Lehat ist schweigsam und fragt vorsichtig, ob ich auch nächstes Jahr noch sein Freund und KinderHeld bleiben möchte. Als ich das natürlich bejahte, fragt er spontan: „Weißt Du eigentlich, was ich mal werden will?“ „Vielleicht Fußballprofi“, rate ich. Lehat lacht: „Ja, vielleicht. Aber lieber möchte ich schnelle Autos entwickeln, so wie du.“ Es fühlt sich einfach gut an, ein Vorbild zu sein.

Dankeschön!

Unser Dank geht an die Mercedes-Benz Group AG als starken Partner. Gemeinsam mit Mercedes-Benz kooperiert KinderHelden unter anderem mit Schulen rund um die Werkstore.

Rezan und Lehat beim Fußball spielen


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