06 Nov. „Als KinderHeld schenke ich nicht nur Zeit, sondern echte Zukunftschancen.“
Ein Erfahrungsbericht aus dem Projekt “Ich kann’s”
KinderHeld Stefan Gass-Rittner erzählt, wie er im Stuttgarter Projekt „Ich kann´s!“ den 10-jährigen Ebad seit über zwei Jahren auf seinem Bildungsweg begleitet – und warum diese Begegnung sein Leben bereichert hat.
Stefans Erfahrungen im Projekt “Ich kann’s”
Mein Name ist Stefan Gass-Rittner. Vor etwas über 5 Jahren, am 1. September 2020 und damit mitten in der Corona-Pandemie, habe ich bei meinem neuen Arbeitgeber, der Netze BW, angefangen. Während ich mich beruflich weiterentwickeln durfte, litten viele Schulkinder – vor allem jene mit schwierigen Startbedingungen – unter den Kontaktbeschränkungen. Das hat mich dazu motiviert, mich zu engagieren. Obwohl mein Kalender oft voll ist, gibt es einen Termin, der unverrückbar bleibt: mittwochs, 17 Uhr. Dann sitzt Ebad in der Schulbibliothek, schlägt sein Buch auf – und strahlt mich an. Seit über zwei Jahren bin ich sein KinderHeld und Mentor, und in dieser Zeit ist mir dieser motivierte, liebe kleine Kerl fest ans Herz gewachsen.
So sehen unsere Treffen aus
Ebad ist 10 Jahre alt, hat drei Geschwister und ist mit seiner Familie aus dem Irak nach Deutschland geflohen. Als Jesiden gehört die Familie zu einer ethnisch-religiösen Minderheit, an denen der Islamische Staat einen Völkermord verübt hat, und welcher zu großen Fluchtbewegungen, unter anderem nach Deutschland, geführt hat. Ich unterstütze Ebad einmal in der Woche für zwei Stunden – bei Fragen zum Unterricht, aber vor allem beim Lesen. Er ist ein intelligenter Junge. Als wir in der zweiten Klasse mit dem gemeinsamen Lesen begonnen haben, hat er sich mühsam durch die Silben gequält – dabei hatten unsere Bücher mehr Bilder als Texte. Doch unser gemeinsames Lesetraining zahlt sich aus: Zwischenzeitlich schafft Ebad es, Bücher mit 300 Seiten zu lesen. Zuletzt haben wir gemeinsam den ersten Harry Potter-Band angefangen. Nach dem Lernen spielen wir Karten oder Kniffel – bei schönem Wetter auch Tischtennis. Hier muss ich mich anstrengen, denn Ebad wird nicht nur beim Lesen immer besser! Häufig versorgt uns seine Mutter mit leckerem Essen, vor allem ihr selbst gebackenes Fladenbrot ist köstlich. Das ist ihre Art, mir Dankbarkeit zu zeigen, denn als Analphabetin ist es ihr nicht möglich, ihren Sohn beim Lesen zu unterstützen.
Warum ich mich engagiere?
Ganz einfach: Das wirksame „1:1-Mentoring“-Konzept von KinderHelden hat mich überzeugt. Es bietet mir genügend Freiraum zur individuellen Gestaltung der Treffen. Trotzdem kann ich jederzeit den Rat meiner Ansprechpartnerin bei KinderHelden einholen oder auf altersgerechtes Lernmaterial auf der Online-Lernplattform, dem KinderHelden Campus, zurückgreifen. Sollte ein persönliches Treffen mal nicht klappen, steht uns dort auch ein Tandemraum für digitale Treffen zur Verfügung. Ebad ist sehr bescheiden und hat keinerlei Erwartungen an mich – das macht unsere Treffen unkompliziert. Wenn wir Lust haben, machen wir auch mal einen Ausflug in die Umgebung. Zum Beispiel fahren wir mit dem Rad zum Schwimmen ins Leuze in Stuttgart Bad Cannstatt oder wir treffen beim KinderHelden-Sommerfest das Fritzle vom VfB Stuttgart. Das war unser absolutes Highlight!
Warum ich mein soziales Engagement weiterempfehle
Mein Engagement ist ein toller Ausgleich zu meinem Arbeitsalltag. Ich habe gelernt, Inhalte einfach zu vermitteln und einen Blick raus aus meiner Bubble rein in eine andere Lebensrealität zu werfen. Das bereichert mich und ich bin superstolz darauf, wie Ebad sich mit meiner Hilfe weiterentwickelt hat. Gerade hat er die 5. Klasse auf dem Elly-Heuss-Kapp-Gymnasium in Stuttgart Bad Cannstatt begonnen. Im Projekt „Funkensprüher“ von KinderHelden begleite ich ihn hier auch weiterhin. Ich weiß nicht, wo er stünde, wenn wir uns nicht getroffen hätten. Aber ich weiß, dass er durch meine Unterstützung die Chance bekommen hat, seine Potentiale bestmöglich auszuschöpfen. Es macht mich glücklich, was ich alles durch meinen vergleichbar geringen Einsatz bewirken konnte.
Mittlerweile hat auch Ebads jüngerer Bruder einen KinderHelden bekommen. Doch der Bedarf ist weiterhin hoch. Es warten in #Stuttgart #Mannheim #Ludwigshafen #München #Frankfurt #Hamburg und #Hannover viele großartige Kinder auf einen KinderHelden oder eine KinderHeldin, der bzw. die ihnen Zeit und Aufmerksamkeit schenkt.
Ich bin überzeugt:
Jedes Kind braucht jemanden an seiner Seite, der an es glaubt. Ich bin glücklich, dass ich für Ebad dieser Mensch sein darf.
Jetzt mitmachen und Kinder stärken!
Möchtest du wie der Stuttgarter Stefan KinderHeld oder KinderHeldin werden und die Zukunft eines Kindes positiv beeinflussen? Hier findest Du alle Informationen und Termine für unsere monatlichen Infoveranstaltungen:
Deine Fragen zum Ehrenamt beantwortet Dir gerne Jessica Klaiber per Mail jessica.klaiber@kinderhelden.info oder persönlich unter Telefon: 0711/342477-13