
15 Okt. Kleiner Aufwand – große Wirkung
Ein Erfahrungsbericht aus dem Projekt “Fit für Fünf”
Bei KinderHelden setzen wir uns dafür ein, dass jedes Kind die Unterstützung bekommt, die es braucht – sei es beim Lernen, bei Hausaufgaben oder beim Aufbau von Selbstvertrauen. Heute möchten wir einen besonderen Einblick geben: Unsere Mentorin Elvira Findeisen berichtet aus erster Hand von ihren Erfahrungen im Projekt „Fit für Fünf“. Sie erzählt von Begegnungen, Fortschritten und wertvollen Momenten, die zeigen, wie bereichernd das Mentoring nicht nur für die Kinder, sondern auch für die Mentoren² ist.
Dies ist eine Geschichte, die zeigt, dass kleiner Aufwand große Wirkung erzielen kann. Aber lassen wir Elvira selbst berichten:
Elviras Erfahrungen im Projekt “Fit für Fünf”
Als ich angefragt wurde, ob ich einen Erfahrungsbericht über das digitale Mentoringprojekt „Fit für Fünf“ verfassen würde, habe ich sofort zugesagt, da ich der Überzeugung bin, dass noch mehr Menschen von diesem Programm erfahren und profitieren sollten.
Und mit “profitieren” meine ich tatsächlich, dass wir Erwachsene – also die Mentoren² selbst – davon profitieren. Und das in vielfacher Hinsicht:
Zum einen ist es eine enorm wichtige Aufgabe, denn nicht alle Kinder hierzulande haben Eltern zuhause, die ihnen bei den Schulaufgaben helfen können. Und vielen fehlt auch die Zeit, Kinder zu fördern, mit ihnen zu üben und sie zum Lernen zu motivieren. Hier setzen die wöchentlichen digitalen Treffen an: Es geht um eine Stunde pro Woche, die nur dazu dient, das Kind da abzuholen, wo es gerade steht und mit ihm zusammen Freude am Lernen zu entwickeln. Da ich selbst sehr gerne lese, habe ich mich für das Leseprogramm entschieden, und ich sollte ein Mädchen begleiten, dessen Lehrerin meinte, dass sie etwas Unterstützung beim Lesen als auch beim Textverständnis benötigt. Als ich Pi (den Namen habe ich geändert) kennengelernt habe, war ich sofort begeistert. War es doch ein rundum fröhliches und aufgeschlossenes Kind, das mit großem Eifer bei der Sache war.
Per Mail hatten mir die Eltern schon vorab mitgeteilt, an welchem Schwerpunkt wir arbeiten sollten. Beim ersten virtuellen Treffen war ihr Vater dabei und half ihr bei den technischen Einstellungen von Mikrofon und Kamera. Danach waren wir allein und haben uns erst einmal kennengelernt. Sie erzählte mir von der Schule, ihren Freundinnen, ihrer Lehrerin, und auch dass sie ihre Aufsätze verbessern muss. Daraufhin haben wir angefangen, das Lesebuch im Arbeitsbereich von Fit für Fünf nach geeigneten Texten zu durchsuchen. Aufgrund einer großen Auswahl haben wir viele Texte gefunden, die wir gemeinsam gelesen haben. Während des Lesens hat sie häufig nachgefragt, wenn sie ein Wort nicht kannte oder nicht verstanden hatte. Da ist mir dann zum ersten Mal aufgefallen, wie selbstverständlich manche Begriffe für uns geworden sind, über die wir gar nicht mehr nachdenken müssen. Beim Erklären kamen dann neue Fragen auf, und ich habe begriffen, dass ich Fremdworte verwendet habe, die sie ebenfalls nicht kannte. Also musste ich mir angewöhnen, eine einfache Sprache, die ein 9-jähriges Kind versteht, zu benutzen. Zunächst war es etwas holprig, aber nachdem ich mich darauf eingelassen habe, ging es von Mal zu Mal zu besser – und manchmal war ich selbst über mich erstaunt, dass ich wirklich kreative Möglichkeiten gefunden habe, ihr Worte, die sie noch nicht kannte, auf einfache Weise zu erklären. Es war also eine Win-Win-Situation für uns beide, da es auch meinen Horizont erweitert hat.
Die Nachmittage mit Pi waren für ein halbes Jahr fester Bestandteil in meinem Kalender, und wir freuten uns jedes Mal darauf. Von Treffen zu Treffen erzählte sie mir mehr von sich und ihrem Schulalltag. So konnten wir uns auch darüber austauschen, was Freundschaften ausmacht, wie man sich gut auf die Schule und schwierige Aufgaben vorbereiten kann, und dass man nicht in allem perfekt sein muss, sondern es immer nur darum geht, sein Bestes zu geben. Es waren sehr wertvolle Stunden für uns beide: für Pi weil sie viel gelesen hat, wir an ihren Aufsätzen gefeilt haben, sie viele neue Wörter kennengelernt, und sich dadurch einen größeren Wortschatz aufgebaut hat; und für mich, weil es mir ein gutes Gefühl gab, etwas wirklich Sinnvolles zu tun und dadurch einen bleibenden Mehrwert gestiftet zu haben.
Was mich am meisten bewegt hat, war ihre Dankbarkeit, die sie durch ihre ganze Art, ihre Freude und Begeisterung als auch ihr Vertrauen mir gegenüber zum Ausdruck gebracht hat. In einem unserer Gespräche fragte sie mich mal, ob ich noch weitere Mentees neben ihr betreuen würde. Als ich ihr sagte, dass sie meine einzige „Schülerin“ ist, strahlte sie von einem Ohr zum anderen und jubelte laut: „Wow, das heißt, ich habe eine Mentorin ganz für mich allein????“ In diesem Moment sind mir tatsächlich Tränen in die Augen gestiegen … Es ist eine Stunde pro Woche, die ich mir für dieses Kind nehme, nur eine Stunde… aber diese Zeit bedeutet diesem Kind so viel! Durch die weiteren Gespräche mit ihr begriff ich, dass es ihr ein gutes Gefühl gab, dass da jemand ist, der sich diese Zeit NUR für sie nimmt, der in dieser Stunde ganz für SIE da ist. Jemand, der sich zu 100% nur auf SIE konzentriert. Und das gab ihr ein Gefühl von „Ich werde wahrgenommen“, „Ich werde gesehen“, „Ich bin wichtig genug, dass sich jemand Zeit für mich nimmt!“
Nach der letzten Session vor den Sommerferien schrieb ich der Familie eine E-Mail, in der ich Pi alles Gute für den Start in der neuen Schule wünschte. Ihre Mutter hat mir dann folgende Nachricht von Pi zurückgesendet:
„Liebe Elvira
Es war eine schöne Zeit mit dir, wir hatten viel Spaß miteinander und wir haben zusammen viel gelernt .
Du hast mir geholfen zu verstehen, jeder ist ein Mensch und Fehler macht jeder. 🙂 Niemals werde ich vergessen, dass ich alles machen kann, was ich will und ich vor niemanden Angst haben muss. Naja leider ist die Zeit echt schnell vergangen, und auch wenn manchmal einiges schief gegangen ist, hatten wir doch Spaß gehabt beim lernen, neues wissen erlebt und wir haben Verbesserungen gemacht. 😊 Ich hoffe, du hast auch sehr viel Spaß mit deinen nächsten Schülern. 🙂 Ich werde dich sehr vermissen, aber ich kann mich bei dir jeder Zeit melden. 👩 🏫 Nochmal Danke für die kunterbunte Zeit mit mir.
Von Herzen, deine Schülerin Pi“
Jetzt mitmachen – Anmeldung bis 15.11.2025 möglich!
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Anmeldeschluss für den Start im Januar 2026 ist der 15.11.2025.
Anmeldung unter: